Datenräume galten zuweilen als unattraktive, aber notwendige Datenbüchsen, welche den Selbstzweck zur Erfassung und Darstellung von Dokumenten verfolgten. Durch die wachsende Informationskomplexität und Erweiterung von Anforderungen an die Lieferung von Daten, zeigt sich ein zunehmender Bedarf an strukturierten nachvollziehbaren Informationsmodellen mit funktionalen Verknüpfungen. Es geht jetzt auch beim Thema ESG um echte funktionale Verknüpfungen mit automatischen Prozessen. Im diesem Bereich ist diese Entwicklung besonders rasant und gilt speziell bei der Transformation von Dokumenten- hin zu Datenräumen.
Aktuell vergeht kaum ein Tag, an dem nicht eine Meldung zum Thema ESG in der Immobilienbranche veröffentlicht wird. Während es vor Jahren noch ausreichte, einen Energieausweis, ohne jegliche Berechnungsgrundlagen in einen digitalen Dokumentenraum oder auf einen Fileserver hochzuladen, hat sich dies grundlegend geändert. Zertifizierungen, energetische Inspektionen kältetechnischer Anlagen, Dekarbonisierungsstrategien oder auch der Plan zur ESG-Gesamtstrategie nehmen eine immer größere Rolle ein. Eine ESG-Due Diligence ist in vielen Fällen nicht mehr nur Bestandteil der Technischen Due Diligence, sondern eine eigenständige Prü-fung. Mögliche Nachhaltigkeitsrisiken werden so im Vorfeld der Transaktion identifiziert.
Deshalb stellt sich die Frage nach einer möglichst transparenten und nachvollziehbaren Darstel-lung in einem digitalen Dokumentenraum. Im Hinblick auf eine mögliche Bewertung, sei es im Bestand oder anlassbezogen zu Transaktionszwecken, ist das Bewertungsfeld “ESG“ im Datenraum nicht mehr nur als ein Unterordner innerhalb einer Indexstruktur aufzuführen. Die komplexe Informationsdichte der damit verknüpften Bewertungsfelder muss deshalb fokussiert und für den Nutzer nachvollziehbar aufbereitet werden.
Dokumente können nicht mehr an verschiedenen Stellen im Datenraum abgelegt und unstrukturiert zur Verfügung gestellt werden. So sind beispielsweise Gutachten, Prüfberichte oder Gebäu-deanalysen nach inhaltlicher Struktur und Ergebnis der Bewertung vom Verkäufer selbst oder einem Dienstleister aufzubereiten. Eine umfassende und gut strukturierte Dokumentation spielt hierbei eine entscheidende Rolle.
Eine sinnvolle und insbesondere praxisnahe Erweiterung von mietflächenrelevanten Informatio-nen in die Indexstrukturen wird zukünftig nicht mehr wegzudenken sein. Dadurch gelingt es dem Eigentümer des Datenraumes, die Verkürzung der Informationskette von langfristig angelegten Mietvertragsstrukturen auf dem aktuellen Kenntnisstand zu halten. Die Einbindung der Mieter er-folgt durch die fortwährende Implementierung von vertikalen Nachhaltigkeitsstrukturen auf dem Markt. Hierbei sind „Grüne Mietverträge“ nur ein Beispiel solcher integrativen Bausteine. Die Lieferung von Daten an den Vermieter zum Zwecke der statistischen Erfassung und Auswertung unter Nachhaltigkeitsaspekten unterstützt den Eigentümer bei der Erfüllung rechtlicher und normativer Vorgaben.
Zukünftige Modelle von Datenräumen werden eine strukturelle Auflösung starrer Gerüste mit sich führen und insbesondere nutzerseitige Informationen zur Vervollständigung bereitstellen. Die Erweiterung heutiger Indizes und Datenraumstrukturen muss in das Pflichtenheft jedes Asset- und Property Managers einfließen. Eine besondere Hürde besteht aus der Bindung von Informationen an die Immobilie selbst – unabhängig von ausgelösten Aktionen wie Transaktion und Bewertung.
Fazit
Stefanie Glomp
Project- and Operation Manager
Erschienen in den FondsNews EXPO Special.
Ausgabe September 2023.
Stefanie Glomp
Project- and Operation Manager
Erschienen in den FondsNews EXPO Special.
Ausgabe September 2023.